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Multikulti ist eine große Bereicherung – wenn man daran arbeitet

„Multikulti“
bezeichnet das Miteinander verschiedener Kulturen und ist ein vielfach
verwendeter Begriff: Als Name für einen Radiosender mit Musik aus aller
Welt, als Beschreibung multikultureller Bezirke in Großstädten oder als
politisches Programm. Dabei wird der Begriff ebenso abwertend wie
positiv verwendet.
Das Wort „Multikulti“ ist die Abkürzung für „Multikulturalismus“.
Lange Zeit galt die allgemeine Überzeugung, dass Menschen verschiedener
Kulturen nebeneinander bestehen können, ohne dass sich eine Kultur der
anderen anpassen muss. Doch nachdem 2010 das Buch Deutschland schafft sich ab von Thilo Sarrazin für heftige
Debatten zur Migrationspolitik gesorgt hatte, erklärten deutsche
Politiker: „Multikulti ist tot!“ – Warum? Auch in Deutschland sind immer
mehr Parallelgesellschaften entstanden, die jeweils nach ihren eigenen
Gesetzen leben. Dadurch kommt es zu Abgrenzung, zu Radikalisierung und
zu Gewalt. Besonders deutlich zeigt sich das im Berliner Stadtteil
Neukölln, in dem besonders viele Migranten leben: Viele Menschen dort
beherrschen die deutsche Sprache nicht richtig, die Jugendlichen haben
zum Teil keine ausreichende Schulbildung und keine berufliche
Perspektive, so dass nicht selten Frustration herrscht und Konflikte mit
Gewalt erwidert werden.
Die deutsch-türkische Rechtsanwältin Seyran Ates, die in Berlin diese Probleme unmittelbar erlebt, erklärt in ihrem Buch Der Multikulti-Irrtum (2007), das bisherige Multikulti-Verständnis sei als Toleranz verkleidete
Gleichgültigkeit, weil zum Beispiel die Verletzung von Menschenrechten
und die Unterdrückung islamischer Frauen und Mädchen toleriert werde.
Nur wenn sich alle in Deutschland lebenden Menschen, unabhängig von
ihrer Kultur, an gemeinsame Regeln des Zusammenlebens halten und
Verständnis füreinander entwickeln würden, sei ein friedliches
multikulturelles Zusammenleben möglich. Und dann bedeute Multikulti für
alle eine große Bereicherung.
Multikulti-Arbeit
Damit Menschen unterschiedlichster Kultur miteinander ins Gespräch kommen, sich kennen und schätzen lernen, wurden in den letzten Jahren in Deutschland viele Vereine und Initiativen gegründet. Einer davon ist der Verein Multikulturelles Forum in der Nähe von Dortmund, der seit 2005 den vielbeachteten Multikulti-Preis verleiht. 2013 ging der Preis an den African Tide Union e. V., der seit 2010 aktiv an der Integration vor allem afrikanischer Migranten arbeitet.
Noch einen Schritt weiter geht der 2011 gegründete Berliner Verein Typisch deutsch, für den gerade die multikulturelle Vielschichtigkeit
zu Deutschland gehört: „In Deutschland existieren Sprache, Religion,
Ethnie und Kultur in verschiedenen Ausführungen und wir schätzen diese Pluralität – sie birgt
viele Chancen und ist für uns typisch deutsch.“ Der Verein will durch
einen offenen Umgang mit multikulturellen Lebensstilen für Verständnis
und Akzeptanz auf allen Seiten sorgen. So gehen die Mitglieder des
Vereins zum Beispiel in Schulen und diskutieren dort mit Schülerinnen
und Schülern über die Bedeutung von „Identität“, „Heimat“ und
„Deutschsein“.
Video: Sezen Tatlici, Gründerin Typisch Deutsch e.V.
Vielfältige Kultur
In vielen deutschen Städten gibt es multikulturelle Problembezirke.
Aber vor allem in den Großstädten findet man immer wieder auch
Multikulti-Stadtteile, in denen Menschen verschiedener Kulturen
friedlich zusammenleben, zum Beispiel das indische Yoga-Zentrum neben
einer Moschee. Oder der japanische Sushi-Händler neben dem afrikanischen
Friseur. Für viele von ihnen ist es vollkommen normal, offen auf andere
zuzugehen und sich für sie zu interessieren. Und natürlich wünschen sie sich umgekehrt auch, dass ihre Mitmenschen ihnen ebenso begegnen.
Aus diesem Grund organisiert der Kölner Reiseleiter Thomas Bönig
Stadtführungen durch die multikulturellen Viertel der Stadt Köln. Er
will „Vorurteile abbauen und Bewusstsein schaffen“ und führt die
Kulturtouristen unter anderem zu türkischen Konzerten, zu einer kleinen
kubanischen Zigarrenfabrik, in eine Moschee, zu einer Schule für Roma-Kinder und in ein jüdisches Restaurant.
Vor allem in einigen Stadtteilen Berlins findet sich eine friedlich
zusammenlebende Multikulti-Gesellschaft, was auch die 35-jährige Nisreen Naffa aus Palästina
besonders begeistert. Sie ist mit einem Kulturmanagement-Programm des
Goethe-Instituts für einige Zeit nach Berlin gekommen: „Im Bezirk
Kreuzberg gibt es eine wunderschöne farbenfrohe und vielfältige Kultur.
Hier leben viele Menschen von unterschiedlicher Herkunft zusammen.“
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